Maria Neumann spielt den Dichter LENZ, der dem Wahnsinn verfällt. Sie ertastet die Schritte des Dichters in den Wahnsinn, durch sie wird greifbar, die Einsamkeit, Leere und Kälte, die Lenz quält. Er wird untergehen in diesem Weltengebirge aus Eis. Die Schauspielerin wird im Schrecken und Entsetzen zur STATUE, sie schleudert mit riesigem schäumendem Mund die panische Angst heraus. „Die Welt hat einen ungeheuren Riss“ Maria Neumann spielt die Zerissenheit dieser Welt.
KÖLNER STADTANZEIGER
Maria Neumann dringt in den Wahnsinn eines Dichters ein ,der der schrecklichen Vereinsamung einer getriebenen Seele entspringt. Mehr als ihre Stimme benötigt sie nicht. Seelische Gewalten werden durch Heraufbeschwörung gebändigt. Unglaublich klingen die Naturbeschreibungen, die kurz aufatmen lassen, weil das Außer-sich sein in Landschaft fast wie eine Selbstrettung eines Gefährdeten wirkt, der auf dem Gipfel der Verzweiflung über Langeweile nachsinnt. In der Art des Erzählens liegt eine Spannung, die zwischen ungebremster Aufgeregtheit und erlöstem Verstummen schwankt. Da verlangsamt sich das Sprechen bis zum Schweigen, schlägt Ergriffenheit in Beruhigung und Staunen um.
Norbert Jocks 15.11.1990 WAZ